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30 Jahre Leben mit Tschernobyl: Eine Bilanz der gesundheitlichen und ökologischen Schäden
KLEIST-SAAL
Dr. Ian Fairlie, Consultant on Radiation in the Environment, London, UK
Ljudmilla Maruschkevitch, ehrenamtliche Mitarbeiterin der weißrussischen Stiftung "Den Kindern von Tschernobyl" und Initiatorin des Projekts "Leben mit Diabetes" für Kinder
Dr. Sergej Korsak, Leiter einer Poliklinik im Oblast Gomel, Belarus
Moderation: ReferentInnenDr. Dörte Siedentopf, IPPNW
Ian Fairlie wird in einem Rückblick die gesundheitlichen Folgen nach der Katastrophe darstellen und die zu erwartenden Langzeitschäden. Ljudmilla Maruschkevitch berichtet über Typ I Diabetes bei Kindern und Jugendlichen in Belarus, Sergeij Korsak steht zu weiteren Fragen nach seinem Vortrag zur Verfügung.
Gesundheitliche Schäden hinsichtlich Fortpflanzung und Geburt sowie genetische Folgen ionisierender Strahlung nach Fukushima und Tschernobyl
KEPLER-SAAL
Prof. Dr. Inge Schmitz-Feuerhake, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Strahlenschutz
(Prof. Dr. Wladimir Wertelecki, Arzt und Genetiker, Department of Medical Genetics, University of South Alabama, USA; Skype-Konferenz als Side-Event)
Dr. Alfred Körblein, Physiker und Statistiker, Nürnberg
Moderation: Dr. Angelika Claußen, IPPNW
Schon ab dem ersten Jahr nach der Tschernobyl-Katastrophe wurde in Weißrussland, aber auch in verschiedenen europäischen Ländern, ein Anstieg des Down-Syndroms, Fehlbildungen sowie eine Erhöhung der Perinatalsterblichkeit beobachtet. Bis heute sieht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diese Schäden nicht als tschernobyl-bedingt an. Ihr Argument: Die Strahlung nach Tschernobyl sei viel zu niedrig gewesen. Aber auch nach Fukushima wurde eine Erhöhung der Perinatalsterblichkeit beobachtet. Welche genetischen und teratogenen Folgen lassen sich auf die Einwirkung niedrigdosierter ionisierender Strahlung zurückführen? Welche Schäden können während der Schwangerschaft entstehen? Inge Schmitz-Feuerhake, die seit vielen Jahren zu den genetischen Schäden publiziert hat, diskutiert mit Wladimir Wertelecki, Kinderarzt, der bis heute einen Anstieg schwerer Fehlbildungen in der Ukraine nachgewiesen hat und Alfred Körblein, Physiker und Statistiker, der die zunehmende Perinatalsterblichkeit nach Fukushima und Tschernobyl erforscht hat.
Auswikungen der Atomunfälle auf die Biosphäre
RAUM-VOLTAIRE
Prof. Dr. Timothy Mousseau
Biological Sciences Dept., University of South Carolina, USA
Moderation: Dr. Winfrid Eisenberg, IPPNW
Prof. Timothy Mousseau ist der bekannteste Experte für strahlenbedingte Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt. Er wird über die Ergebnisse seiner zahlreichen Studienaufenthalte in den "Todeszonen" um Tschernobyl und Fukushima berichten.
Zusammen mit seinem Kollegen Anders Pape Møller erforschte er die Folgen radioaktiver Belastung für Vögel, Insekten, kleine Säugetiere und Pflanzen. Sowohl die Vielfalt der Arten als auch die Populationsdichte der einzelnen Arten zeigen negative Entwicklungen. Für manche Spezies, z. B. die Rauchschwalbe, führte die Nuklidbelastung zu dramatischen Konsequenzen für Fortpflanzung und Überleben. In jüngster Zeit untersucht Prof. Mousseau, ob es Adaptationsvorgänge bei manchen Arten gibt. Z. B. scheint es, dass Buchfinken und Kohlmeisen weniger strahlenempfindlich als Rauchschwalben sind. Aktuell, unmittelbar vor diesem Kongress erforscht er die Strahlenfolgen für größere Säugetiere in der Tschernobyl-Sperrzone.
Alle, die biologisch und speziell an Auswirkungen ionisierender Strahlen auf die belebte Natur interessiert sind, sollten sich die Begegnung mit Tim Mousseau nicht entgehen lassen.
Leave it in the Ground – Stationen einer Kampagne für eine globale Ächtung des Uranabbaus
RAUM CURIE
Vorgestellt von Claus Biegert, Nuclear-Free Future Award
Im Sommer 2015 forderte eine Pilgergruppe junger afrikanischer Aktivisten vom Gipfel des Kilimanscharo aus die weltweite Ächtung des Urans.
Bereits die Gewinnung von Uranerz bedeutet eine Verletzung der Menschenrechte und eine Zerstörung intakter Natur – für ungezählte Generationen.
Rund um den Erdball formieren sich Menschen, um dem Uranabbau ein Ende zu setzen. Die Stimme der indigenen Völker ist am lautesten - seit über 70 Jahren sind sie die ersten Opfer, da die meisten Minen in ihrem Lebensraum liegen. Es ist unsere Pflicht, sie zu hören.
Die Kampagne zur Ächtung des Uranabbaus wächst langsam und wird erst enden, wenn das Uran in der Erde bleibt.
Hibakusha Weltweit
FOYER
In Japan werden die Überlebenden der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki „Hibakusha“ genannt. Aber nicht nur hier, sondern an vielen Orten rund um die Welt hat die Nukleare Kette katastrophale Folgen für Gesundheit und Umwelt gehabt. Die Folgen von Uranbergbau, ziviler und militärischer Nutzung der Atomtechnologie und nicht zuletzt zahlreiche Atomkatastrophen haben rund um den Globus Millionen von Menschen zu Hibakusha gemacht. Ihnen ist eine Ausstellung "Hibakusha Weltweit" der IPPNW gewidmet, in der die tiefen Verstrickungen der zivilen und militärischen Aspekte der Atomindustrie bloßgelegt werden - denn Atomenergie und Atomwaffen sind zwei Seiten der selben Medaille. Im Rahmen des Forums soll ein kommentierter Rundgang durch die Ausstellung stattfinden - mit anschließender Diskussion unter internationaler Beteiligung.
5 Jahre Leben mit Fukushima: Eine Bilanz der gesundheitlichen und ökologischen Schäden
KLEIST-SAAL
Dr. Alfred Körblein, Physiker und Statistiker, Nürnberg
Mako Oshidori, japanische Journalistin
Prof. Dr. Timothy Mousseau, Biological Sciences Department, University of South Carolina, USA
Moderation: Dr. Alex Rosen, IPPNW
Seit fünf Jahren leben die Menschen in Japan mit den Folgen der andauernden Atomkatastrophe von Fukushima. Die mehrfachen Kernschmelzen und der Austritt enormer Mengen an Radioaktivität haben das Leben nicht nur in der Präfektur Fukushima nachhaltig verändert. In diesem Forum wollen wir einen Überblick schaffen über die konkreten Auswirkungen der Atomkatastrophe auf die Gesundheit der Menschen in den verstrahlten Gebieten, die ökologischen Folgen und die Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt, die sozialen und psychologischen Konsequenzen für die Gesellschaft und insbesondere die Menschen, die durch den Super-GAU ihre Heimat und Existenzgrundlage verloren haben, und über die politischen Auswirkungen der Atomkatastrophe für Japan als Ganzes.
Wie ist eine unabhängige Forschung zu gewährleisten?
KEPLER-SAAL
Dr. Keith Baverstock, ehemaliger Mitarbeiter der WHO, Faculty of Natural and Environmental Sciences, University of Kuopio, Finnland
Dr. Ian Fairlie, Consultant on Radiation in the Environment, London/UK
Moderation: Dr. Angelika Claußen
Die medizinisch-biologische Bewertung von Strahlenfolgen einschließlich der Festsetzung der Grenzwerte ist bis heute kontrovers. Es geht dabei um den Streit, wie viel radioaktive Kontamination eine Gesellschaft aus industriepolitischen Gründen zu tolerieren hat - ähnlich wie bei der Bewertung von chemisch oder toxisch bedingten Umweltschäden. Wie kann angesichts der einseitigen und stark interessensgeleiteten Bewertung durch die großen internationalen UN-Organisationen wie UNSCEAR, WHO und IAEO sowie EURATOM eine unabhängige Forschung gewährleistet werden, die die Gesundheit der Menschen schützt und nicht die Interessen der Atomindustrie?
Soziale Situation der von Tschernobyl und Fukushima betroffenen Menschen
RAUM VOLTAIRE
Tatjana Semenchuk, Leiterin der NGO "Erinnerung an Tschernobyl" in Wiltscha, Belarus
Prof. Masae Yuasa, Soziologin und Dozentin an der Fakultät für Internationale Studien, Hiroshima City University
Moderation: Dr. Lutz Brügmann, IPPNW / Dr. Astrid Sahm, IBB
Anlässlich der Jahrestage von Tschernobyl und Fukushima erscheinen zahlreiche Berichte in den Medien. Auch werden wieder viele Fachkongresse veranstaltet. Meist geht es hierbei sowohl um „nackte Statistik“ und möglichst objektive Zahlen über Erkrankte und Tote als auch um die wahrscheinliche Prognose der nächsten Jahrzehnte/Jahrhunderte.
In Forum 8 möchten wir bewusst die subjektive Betrachtung Betroffener in den Mittelpunkt zu stellen, den Opfern eine Stimme geben. Wir interessieren uns für ihre gegenwärtigen Lebensbedingungen mit Ängsten und Hoffnungen und sind sicher, durch diese „Oral History“ einen authentischen Einblick in ihre Lebenssituation zu bekommen.
AKW Außerbetriebnahme und Abrüstung
RAUM CURIE
Prof. Dr. Andreas Nidecker, Radiologe, PSR IPPNW Schweiz
Dr. Jean-Jacques Fasnacht, Arzt, Präsident PSR/IPPNW Schweiz
Dr. Jörg Schmid, AK Atomenergie der IPPNW Deutschland
Die beschlossene langwierige, kostenintensive und technisch aufwändige Rückkehr „zur grünen Wiese“ stellt für die Nuklearindustrie und die Gesellschaft eine enorme Herausforderung dar. Während der Fahrplan der Schweiz einen Betrieb von AKWs bis zur Abschaltung des letzten Reaktors in den 30er Jahren vorsieht, verfolgt Deutschland ein wesentlich rascheres Tempo. Dabei sollen alle Reaktoren spätestens im Jahre 2022 stillgelegt sein. Ein Besuch einer Delegation der IPPNW Schweiz mit Journalisten im abgeschalteten AKW Biblis hat aufgrund der gebotenen ausführlichen und offenen Kommunikation einen Einblick in die Mechanismen und sozialen Aspekte der Stilllegung und des späteren Rückbaus dieses Kraftwerks erlaubt. Ebenso hat eine weitere Visite eines speziellen Kompetenzzentrums am Karlsruhe Institut für Technologie KIT aufgezeigt, dass eben dieser Rückbau sogar zur Entwicklung neuer Maschinen führen kann. Maschinen, die bspw. eine automatisierte Dekontaminierung verstrahlter Wände bewerkstelligen und so eine durch Stäube verursachte radioaktive Kontaminierung von Kraftwerks Mitarbeitern vermeiden können. Im Forum werden wir über unsere Erfahrungen in Biblis und Karlsruhe und über die in den kommenden Jahren zu erwartenden erheblichen logistischen, bautechnischen, finanziellen und gesellschaftlichen Implikationen für Deutschland und die Schweiz berichten.
Energiewende, Bürger und Konzerne
Tobias Jaletzky, Eurosolar
Tomoyuki Takada, Anti-Atom-Aktivist, Atomfree Japan e.V.
Tetsunari Iida, Institute for Sustainable Energy Policies in Chūō, Tokio, Japan
Moderation: Dr. Barbara Hövener, IPPNW
Die Konzerne nehmen uns Bürgerinnen, Bürgern und den Kommunen die Energiewende aus der Hand und machen etwas ganz anderes daraus: ein undurchsichtiges Gewinnmaximierungsgeschäft. Wohlklingende Worte wie „Vernetzung“ werden zum Machtinstrument für Konzerne, die unsere Solaranlagen nach Belieben ab- und Klimaanlagen anschalten. Stromtrassen liefern Kohle-, Atom- und Offshore-Strom, den die Speicherbetreiber zum Teil zwischenspeichern, während andere Endkunden dafür bezahlen müssen. Mit immer mehr bürokratischen Hürden und überteuerten Anlagen werden sogar die Selbstversorger ungeniert zur Kasse gebeten.
Welche Rolle spielt vor diesem Hintergrund die Forderung nach echter Energie-Autonomie und nach einem Bürokratieabbau? Wie kann Energie für eine zunehmend verarmende Bevölkerung noch erschwinglich bleiben? Welche Strukturentscheidungen sind nötig, um die Energiewende zu retten?
Energie, Krieg & Frieden
Claudia Haydt, Informationsstelle Militarisierung (IMI)
Henrik Paulitz, Atomenergieexperte IPPNW Deutschland
Moderation: Christoph Krämer, IPPNW
Hinter den vielfach begünstigten Konflikten von Ethnien, Religionen und Nationen verbergen sich oftmals ökonomische Interessen von Konzernen. In vielen Kriegen ist zu beobachten, wie Energieanlagen und die sonstige Infrastruktur gezielt zerstört werden. Nach dem Krieg beginnt der „Wiederaufbau“, den die Steuerzahler zu bezahlen haben, während Konzerne profitieren. Mit Kriegen werden in der Energiewirtschaft die Karten „neu gemischt“. Für Rüstungs und Energiekonzerne sind Kriege meist ein lukratives Geschäft. In der öffentlichen Wahrnehmung ist es aber allenfalls eine Randnotiz, wenn in Kriegen Ölquellen in Brand gesetzt oder Kraftwerke bombardiert werden. Man ist orientiert auf die Frage, welche der Kriegsparteien gut und welche böse ist, welche Staats und Regierungschefs was sagen und im Namen welcher Religion diese Kriege geführt werden.
Warum finden die Kämpfe immer wieder in Regionen statt, in denen viele Energieressourcen genutzt werden? Welche Rolle spielen energiewirtschaftliche Ziele in aktuellen Kriegen? Zählen Energiekonzerne direkt oder indirekt zu denjenigen, die über Krieg und Frieden entscheiden? Droht der Einsatz von Atomaffen? Welche Rolle spielt die Forderung nach Auflösung der Energiekonzerne für das Ziel einer friedlicheren Welt?
Atommüll & Generationengerechtigkeit
Ursula Schönberger, AG Schacht Konrad
Michael Sailer, Öko-Institut e.V., Darmstadt
Moderation: Dr. Jörg Schmid, IPPNW
Die Atomkonzerne wollen jahrzehntelang die Atomkraftwerke zurückbauen und somit unsere Kinder und Enkel zur Kasse bitten. Beschäftigte und die Allgemeinheit werden durch den Rückbau gesundheitlich gefährdet. Durch das „Freimessen“ soll Atomkraftwerksschrott unters Volk gestreut werden. Noch sehr viel mehr belastet der Atommüll die nachfolgenden Generationen. Unsere Enkel und Urenkel werden schwierige Entsorgungsentscheidungen treffen müssen, ohne jemals Atomstrom erhalten zu haben. „Auf ewig“ kann sich eine egoistische Atommüllindustrie etablieren, die Generation für Generation zu Kasse bittet und mit dem Atommüll die Gesundheit der Menschen gefährdet. Der Atommüll kann in vielfältiger Weise den inneren und äußeren Frieden gefährden.
Was bedeutet Generationengerechtigkeit mit Blick auf den AKW-Rückbau und die Atommüll-Lagerung? Welche Organisationsformen brauchen wir für eine strikt am Gemeinwohl orientierte und „generationen-gerechte“ Atommüll-Entsorgung?
Die Atomindustrie und der Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland und Europa
Mycle Schneider, Energy Consultant and Nuclear Analyst, Paris
Jochen Stay, .ausgestrahlt
Moderation: Dr. Angelika Claußen, IPPNW
Die Atomindustrie ist finanziell im Absturz begriffen, in Deutschland, in Frankreich und in etlichen anderen Ländern. Aber ein europäischer Atomausstieg samt Energiewende ist nicht in Sicht. PolitikerInnen in Brüssel haben Subventionen in Milliardenhöhe für das neue AKW Hinckley Point in England bewilligt, auch die Bundesregierung war daran beteiligt. Mycle Schneider, unabhängiger, internationaler Energie- und Atompolitikberater und Jochen Stay, ".ausgestrahlt", berichten und diskutieren.
Die Atomfabriken Gronau – Lingen und der Ausstiegsbeschluss
Peter Bastian, Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
Irene Thesing, ContrAtom
Otto Jäckel, IALANA
Moderation: Dr. Winfrid Eisenberg, IPPNW
Folgende Themen sollen behandelt werden: Trotz Ausstiegsbeschluss unbegrenzte Betriebserlaubnisse für Urananreicherung (Urenco, Gronau) und Brennelementeproduktion (Areva, Lingen) in Deutschland. Gefahren für Mensch und Umwelt. Konzernmacht verhindert Vollständigkeit des Atomausstiegs. Atomtransporte; Internationale Aspekte, z.B. Vergleich Urananreicherung im Iran und in Deutschland; Geschäftsverbindungen Urenco-Areva-TEPCO; Dual Use und Urananreicherung; Vertrag von Almelo. Verkaufsabsichten. Forderung, die Atomfabriken zu schließen – juristische Hindernisse?